Vom 7. Oktober 2017 bis zum 26. Januar 2018 präsentiert die Berliner Galerie Hilaneh von Kories ausgewählte Arbeiten der Pariser Fotografin Sabine Weiss. Ohne
Zweifel ist die heute 93-Jährige die Grande Dame der Humanistischen Fotografie und hat in vielen Jahrzehnten ein vielschichtiges Lebenswerk geschaffen;
gleichwohl kann sie in Deutschland noch immer als Entdeckung gelten.
Die Fotografin zählt zur so genannten „école humaniste“ und gehört zusammen mit Robert Doisneau, Willy Ronis, Édouard Boubat, Brassaï oder Izis zu den bekanntesten Vertretern dieser Richtung, die mit ihrer „photographie humaniste“ ihr Interesse auf das Alltagsleben ihrer Zeitgenossen und das vor allem auf den Straßen von Paris und seinen Vororten lenkten. Durch das feine Sensorium der Fotografin öffnet sich der Blick auf die kleinen Dinge des Lebens. |
Die Aufnahmen wirken zunächst unspektakulär, leben aber von dem direkten Blick auf den Alltag, die Arbeit und die Freizeit der fotografierten Personen. Ebenso wichtig wie die im Mittelpunkt stehenden Menschen ist auch das Umfeld der Aufnahmesituation, daher sind neben vielen Straßenmotiven oft auch Cafés oder Kneipen bevorzugte Orte, die Geselligkeit und Ungezwungenheit dokumentieren.
Die von der Galerie Hilaneh von Kories präsentierte Auswahl zeigt Aufnahmen aus Paris und von Reisen in europäischen Ländern und den USA. Neben Straßenszenen sind feinsinnig inszenierte Porträts von prominenten Künstlern zu sehen, und Bilder von Kindern, die Weiss besonders gerne beim Spiel auf den Straßen fotografierte. Ihr großes Interesse an der Abbildung des Wechselspiels von Licht und Schatten zeigt sich in großartig komponierten Bildern von Bahnhöfen und Metrostationen. Der Schwerpunkt der Auswahl liegt auf Motiven aus den 1950er und 1960er Jahren.
„Ich fotografiere, um ein Bild zu bewahren, das im nächsten Moment vergangen sein wird:
Gesten, Haltungen und Objekte, die Zeugen unserer Reise sind.“
Schon in jungen Jahren entschied sie sich für die Fotografie. Nach einer Ausbildung im Atelier Paul Boissonnas in Genf ging sie mit 22 Jahren nach Paris, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Sie war Assistentin des Fotografen Willy Maywald, bevor sie sich 1950 als selbständige Fotografin etablierte. Zusammen mit ihrem Mann, dem amerikanischen Künstler Hugh Weiss, verkehrte sie im Pariser Künstlermilieu der Nachkriegszeit und pflegte Kontakte zu vielen bildenden Künstlern, Schauspielern, Musikern und Schriftstellern, die sie vielfach porträtierte.
Auf die Empfehlung von Robert Doisneau wurde Weiss um 1952 Mitglied der Fotoagentur Rapho. Sie arbeitete für viele internationale Magazine wie The New York Times Magazine, Life, Newsweek, Vogue, Point de vue, Paris Match, Esquire, Holiday. Ihre Fotografien waren u.a. auch in der legendären Ausstellung „Family of Man“ zu sehen. Schon in den Fünfzigerjahren hatte sie erste Ausstellungen in den USA, u.a. in Chicago (Art Institute of Chicago, 1954) und in Minneapolis (Walker Art Center, 1954). Ausstellungen in europäischen Museen haben Weiss in den letzten Jahren wieder verstärkt in den Fokus der Fotografiegeschichte und der öffentlichen Wahrnehmung gerückt, so u.a. in Kriens (Museum im Bellpark, 2016), Tours (Jeu de Paume-Château de Tours, 2016), Zürich (Photobastei, 2014), Aachen (Suermondt-Ludwig Museum, 2011), Paris (Maison Européenne de la Photographie, 2008). Erstmals wird Sabine Weiss nun auch in Berlin mit einer Einzelpräsentation gewürdigt.
Seit 1995 ist Sabine Weiss, geboren 1924 in der Walliser Grenzgemeinde Saint-Gingolph am Genfer See, französische Staatsbürgerin.
Sabine Weiss „Edition de la Martiniere, 2016“ |
Sabine Weiss „L‘oeil intime, 2014“ |
→
Sabine Weiss: «Le Baron», Paris, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later PrintFotoserie öffnen
Sabine Weiss: Place de Breteuil, Paris 1950
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Pennsylvania Station, New York, 1962
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Enfants prenant de l‘eau à la fontaine, rue des Terres-au-Curé, Paris, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: CV sous la pluie, Paris, 1957
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Françoise Sagan chez elle lors de la sortie de son premier roman Bonjour tristesse, Paris, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Amoureux, place de la République, Paris, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Centre de la France, 1953
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Enfants jouant, rue Edmond-Flamand, Paris, 1952
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Alberto Giacometti dans son atelier, 46, rue Hippolyte-Maindron, Paris, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: André Breton chez lui, 42, rue Fontaine, Paris 1956
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Bataille de coqs, Ile de la Réunion, 1992
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Café, Athènes, Grèce, 1958
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Ella Fitzgerald, Paris, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Enfant perdu dans un grand magasin, New York, États-Unis, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Enfant, Nazaré, Portugal, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Enfants, porte de Saint-Cloud, Paris, 1950
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Espagne, 1981
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Femme dans un hall, Phaldelphie,États-Unis, 1962
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Garçon jouant, New York, États-Unis, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Gare Saint-Lazare, Paris, 1949
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Homme transportant des vêtements, New York, Ètats-Unis, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Jardin des Plantes, Paris, 1952
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Je suis un cheval, Espagne, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Jeanne Moreau, Paris, pour Vogue, 1954
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Jeune mineur, Lens, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Karen Blixen, Danemark, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Monastère des chats sauteurs, Nga Phe Kyaung, Birmanie 1996
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Musée, New York, Ètats-Unis, 1962
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: New York, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Sortie de métro, Paris, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Vendeurs de pains, Athènes, Gèce, 1958
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss: Vitrine, Paris, 1955
Silbergelatine auf Baryt, Later Print
Sabine Weiss:
Un regard personnel
7. Oktober 2017 bis 26. Januar 2018
Ausstellung wird verlängert bis 16. Februar 2018
Öffnungszeiten:
Dienstags bis Freitags 14–19 Uhr
Sa, 07. Oktober 2017 13 – 16 Uhr
Galerie Hilaneh von Kories
Belziger Straße 35
10823 Berlin
Fon: +49 (30) 787 13 65 0
mail@galeriehilanehvonkories.de
www.galeriehilanehvonkories.de
Stilbruch
Das Kulturmagazin
auf RBB24 vom 08.10.2017
ab 0:40 Minuten
LFI Magazin
LFI Magazin
Ausgabe 8.2017
November / Dezember
PDF